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Zivilrecht vs. Strafrecht: Der entscheidende Unterschied

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Unser Rechtssystem ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Für Laien sind die beiden wichtigsten und häufigsten Bereiche das Zivilrecht und das Strafrecht. Obwohl beide dazu dienen, Konflikte zu lösen und Gerechtigkeit herzustellen, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Zweck, den Beteiligten und den möglichen Konsequenzen.

1. Der Zweck und die Beteiligten

  • Strafrecht: Der Zweck des Strafrechts ist es, Verbrechen zu ahnden und die öffentliche Ordnung zu schützen. Ein Verbrechen wird nicht als private Angelegenheit, sondern als eine Tat gegen die Gesellschaft angesehen. Deshalb ist der Ankläger immer der Staat, vertreten durch die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte (die Person, der die Straftat vorgeworfen wird) steht dem Staat gegenüber.

  • Zivilrecht: Das Zivilrecht (oder Privatrecht) regelt die Beziehungen zwischen Privatpersonen oder Organisationen. Hier geht es um die Beilegung von Streitigkeiten, wie zum Beispiel bei Vertragsbrüchen, Scheidungen, Schadensersatzforderungen oder Erbschaftsstreitigkeiten. In einem Zivilverfahren klagt eine Privatperson (der Kläger) eine andere Privatperson (den Beklagten) an. Der Staat fungiert hierbei nur als Schiedsrichter, nicht als Ankläger.

2. Die Beweislast und das Urteil

  • Strafrecht: Im Strafrecht gilt der Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten". Die Staatsanwaltschaft muss die Schuld des Angeklagten zweifelsfrei beweisen, um eine Verurteilung zu erreichen. Die Konsequenzen sind gravierend und reichen von Geldstrafen bis zu Freiheitsstrafen.

  • Zivilrecht: Im Zivilrecht geht es nicht um Schuld, sondern um Haftung. Der Kläger muss lediglich beweisen, dass die andere Partei haftbar ist, um Recht zu bekommen. Der Beweisgrad ist nicht so streng wie im Strafrecht; es genügt, die Haftung überwiegend wahrscheinlich zu machen. Die Urteile führen in der Regel zu finanziellen Ausgleichszahlungen (Schadensersatz) oder der Erfüllung von Verpflichtungen.

3. Beispiele im Vergleich

  • Verkehrsunfall mit Sachschaden: Der Geschädigte (Privatperson) verklagt den Unfallverursacher (Privatperson) auf Schadensersatz. Dies ist ein zivilrechtlicher Fall.

  • Verkehrsunfall mit Fahrerflucht: Die Staatsanwaltschaft klagt den Unfallverursacher wegen des Vergehens der Fahrerflucht an. Dies ist ein strafrechtlicher Fall.

  • Beleidigung: Wenn Sie jemanden beleidigen, kann die Staatsanwaltschaft eine Anklage erheben (Strafrecht). Gleichzeitig kann die beleidigte Person Sie auf Schmerzensgeld verklagen (Zivilrecht).

Fazit: Obwohl beide Rechtsbereiche eng miteinander verknüpft sein können, ist es wichtig, sie zu unterscheiden. Das Strafrecht schützt die Gesellschaft vor Verbrechen, während das Zivilrecht private Beziehungen regelt und bei Streitigkeiten für Ausgleich sorgt.

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