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Notwehr: Wann Sie sich verteidigen dürfen und was das Gesetz sagt

Im Angesicht eines Angriffs ist die Frage nach der richtigen Reaktion oft mit Unsicherheit verbunden. Viele Menschen fragen sich, wie weit sie gehen dürfen, um sich selbst oder andere zu schützen, ohne dabei das Gesetz zu brechen. Das deutsche Rechtssystem gibt darauf eine klare Antwort, die im § 32 des Strafgesetzbuches (StGB) festgeschrieben ist: Notwehr ist ein Jedermannsrecht, das allerdings an klare Voraussetzungen geknüpft ist.
Die rechtliche Grundlage der Notwehr
Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Um diesen Satz zu verstehen, sind drei Kriterien entscheidend:
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Gegenwärtig: Der Angriff muss unmittelbar bevorstehen, gerade stattfinden oder noch andauern. Eine Verteidigung, die zeitlich nach dem Angriff stattfindet, ist keine Notwehr mehr.
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Rechtswidrig: Der Angriff muss gegen geltendes Recht verstoßen. Ein Angriff, der beispielsweise durch einen Gerichtsvollzieher im Rahmen einer Pfändung erfolgt, ist nicht rechtswidrig.
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Erforderlich: Die Verteidigung muss geeignet sein, den Angriff zu beenden. Sie müssen das mildeste, aber dennoch wirksame Mittel wählen, um den Angriff abzuwehren.
Die Grenzen der Notwehr
So wichtig das Notwehrrecht auch ist, es ist nicht grenzenlos. Der entscheidende Punkt ist der sogenannte Notwehrexzess (§ 33 StGB). Das bedeutet, wenn die Verteidigung die Erforderlichkeit überschreitet, kann der Täter nicht mehr auf Notwehr berufen werden. Ein Beispiel: Wenn ein Angreifer Sie mit einer Faust bedroht, wäre es in der Regel ein Notwehrexzess, wenn Sie mit einem Messer auf ihn einstechen, da andere Mittel wie Wegstoßen oder ein Schlag ausreichen würden.
Typische Missverständnisse
Einige häufige Irrtümer über Notwehr lauten:
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"Man darf sich nicht mit einer Schusswaffe verteidigen": Das ist falsch. Wenn ein Angreifer eine Schusswaffe gegen Sie richtet und Sie selbst eine Waffe führen dürfen, kann der Gebrauch unter Umständen als erforderlich gelten, um den Angriff abzuwenden.
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"Man muss fliehen": Das stimmt nicht. Das Gesetz gibt Ihnen das Recht, den Angriff abzuwehren, und verlangt nicht, dass Sie vor einer Auseinandersetzung fliehen.
Fazit
Das Notwehrrecht gibt Ihnen das Recht und die Möglichkeit, sich und andere zu schützen. Es ist ein grundlegendes Element unseres Rechtssystems. Für den Ernstfall ist es jedoch entscheidend, die rechtlichen Voraussetzungen zu kennen, um im entscheidenden Moment richtig zu handeln.
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