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Im Gespräch mit der Präventionsexpertin: So denken Kriminelle

Für eine effektive Kriminalprävention ist es entscheidend, zu verstehen, wie Täter vorgehen. Wir haben uns mit der Kriminalhauptkommissarin Sandra Berger, einer Expertin für Prävention, getroffen, um genau dieser Frage nachzugehen.
FAHNDUNGX: Frau Berger, in vielen unserer Blog-Beiträge sprechen wir über Prävention. Was ist der eine wichtigste Gedanke, den jeder Leser verinnerlichen sollte, um sich zu schützen?
Sandra Berger: Der wichtigste Gedanke ist: Gelegenheit macht Diebe. Kriminelle sind oft rationale Akteure. Sie wägen ab, ob das Risiko, erwischt zu werden, den potenziellen Nutzen rechtfertigt. Ihre erste Aufgabe ist es, dieses Risiko zu erhöhen und die Gelegenheit zu minimieren. Einbrecher suchen nach Schwachstellen, einem offenstehenden Fenster, einem ungesicherten Fahrrad oder einer leicht zu knackenden Haustür. Das Ziel ist es, in wenigen Sekunden zu handeln und wieder zu verschwinden.
FAHNDUNGX: Welche Rolle spielt das Aussehen eines Hauses oder einer Wohnung dabei?
Sandra Berger: Ein Haus, das unbewohnt aussieht, ist ein Hauptziel. Die Kriminellen beobachten oft tagelang. Ein überquellender Briefkasten, dauerhaft geschlossene Jalousien oder fehlende Beleuchtung sind deutliche Zeichen. Wer sich vor einem Einbruch schützen will, muss Anwesenheit vortäuschen – auch wenn er nicht da ist. Eine simple Zeitschaltuhr für eine Lampe kann hier Wunder wirken.
FAHNDUNGX: Welche Rolle spielt die Community in der Prävention?
Sandra Berger: Eine entscheidende. Kriminelle hassen es, beobachtet zu werden. Eine aufmerksame Nachbarschaft, die einander kennt und aufeinander achtet, ist eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen überhaupt. Wenn man weiß, dass der Nachbar im Urlaub ist, und man eine unbekannte Person am Haus sieht, sollte man nicht zögern, die Polizei zu informieren. Diese soziale Kontrolle ist ein unschätzbarer Vorteil gegenüber technischen Sicherungssystemen.
FAHNDUNGX: Zum Abschluss, was ist Ihr einfachster, aber wirksamster Tipp für den Alltag?
Sandra Berger: Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wenn Ihnen eine Situation seltsam vorkommt, ziehen Sie sich zurück. Seien Sie auf der Straße, im Bus oder auch an der Haustür wachsam. Zeigen Sie Kriminellen, dass Sie nicht in Gedanken versunken sind, sondern aufmerksam Ihre Umgebung wahrnehmen. Das macht Sie zu einem unattraktiven Ziel.
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